Herzlich Willkommen zu einer weiteren Ausgabe der geistigen Steinwüste!
Ich hab euch ja letzte Woche versprochen, diese Woche kommt wieder was eigenes – nicht unbedingt das es was neues ist. Entsprechend gibt’s heute nochmal Konserve, während ich am aktuellen Beitrag arbeite.
Kurz zur Einordnung, Mammutmarsch ist so nen Laufevent wo eben etliche Leute gemeinsam wandern gehen. Im Sinne von mehr Sport am Arbeitsplatz kam das bei uns in der Firma zur Sprache und anschließend hat mich meine Chefin genötigt nen Bericht darüber zu schreiben. Da der Text nun eh schon mal da ist, könnt Ihr den auch lesen.
Mammutmarsch – eine subjektive Impression
Bei der nachfolgenden Impression handelt es sich um eine rein subjektive Wiedergabe des Events. Wer gerne lesen würde, wie toll das Wetter war (sehr), wie gut die Aussicht war (come on, es ist Stuttgart, was will man da erwarten) oder wie geil die Wanderung war, fragt bitte einen anderen Teilnehmer, liest die Webseite des Veranstalters oder nutzt ChatGPT.
Mehr Sport im Unternehmen? Könnt ihr gerne machen, ohne mich!
An Wandern hatte ich dabei noch gar nicht gedacht. Als die Idee dann aufkam, klang es dann aber im ersten Moment nicht so verkehrt. Gemeinsam mal ´nen Tag wandern gehen und dabei die Kollegen etwas besser kennen lernen ist ja kein Fehler, also hab ich mich da mal mit angemeldet.
Es gingen einige Wochen ins Land, dann gab es fast täglich Mails vom Veranstalter:
„So bereitest du dich am besten vor.“
„Das solltest du unbedingt beachten.“
„Hier, eine weitere generische Motivationsmail.“
„Du bist so super dass du dich dieser Challenge aussetzt.“
Ja, mittlerweile freute ich mich wirklich auf den Tag des Events, einfach nur weil danach hoffentlich keine weiteren Mails mehr ankommen.
Am 18.10., ein Tag vor dem Event, war es dann so weit und wir sind nach Stuttgart gefahren. Dass die Unterkunft nix besonderes wird, war mir ja durchaus bewusst. Die Zimmer waren aufgeräumt, sauber und modisch den 60er Jahren nachempfunden. Die haben sich wirklich Mühe gegeben, es wirkte fast so, als wäre es original. Die Matratze bot etwa so viel Wiederstand wie die CDU gegen rechte Politik, aber es war ja auch nur für eine Nacht.
Aufstehen mitten in der Nacht, Parkplatz suchen und ab zum Startpunkt.
Die Stimmung lässt sich recht gut mit einem Volksfest vergleichen. Hunderte Menschen stehen in kleinen Grüppchen zusammen, Bierbänke und Versorgungszelte sind aufgebaut. Über allem thront ein riesiges aufgeblasenes Mammut.
Obwohl ich es nicht unbedingt schön nennen würde, musste natürlich jede Gruppe ein Foto von und mit dieser Monstrosität machen, wir natürlich auch.
Der Startzeitpunkt nähert sich und mir wird langsam bewusst warum es sich um ein Laufevent handelt. Die musikalische Auswahl war wirklich zum Davonlaufen. Bevor es dazu kam gab es noch eine hochmotivierende Ansprache. Ich fühlte mich, als wäre ich einer der wenigen, der für die Besiedlung des Mars ausgewählt worden war und die gesamte Menschheit sei mir, aufgrund meines Aufopferungswillens, zu ewigem Dank verpflichtet.
Der Lauf wurde eröffnet und ca. 250 Menschen zwängen sich durch enge Waldwege die für Gruppen dieses Ausmaßes nicht geschaffen waren. Es brauchte einige Kilometer bis sich der Pulk etwas entzerrt und man sich in seinem eigenem Tempo auf das Ziel zubewegen kann.
Nach einer reichlichen Stunde und 10 Kilometern erreichten wir den ersten Verpflegungspunkt.
Ich weiß nicht was ich erwartet habe, aber eine Auslage an Kuchen, Keksen, Schoko- und Müsliriegeln war es jedenfalls nicht. Aber der Zitronenkuchen wurde mit extra vielen Vitaminen angepriesen und immerhin gabs Kaffee, reicht ja auch.
Der nächst größere Stopp war dann so nach 17 Kilometern. Hier gab es dann auch Würstchen und eine reichhaltige Auswahl an Obst und Gemüse. Und Motivationsbananen! Irgendjemand muss so fad gewesen sein, dass die Bananen mit tollen Sprüchen „Du schaffst das!“ und vergleichbarem beschriftet worden sind. Ich sollte definitiv nie an einem solchen Event mitwirken. Meine Bananen würden dann eher wie folgt beschriftet sein: „Jeder scheitert irgendwann.“, „Auch Aufgeben ist eine Erfahrung!“ oder „Lass es gut sein“.
Mittlerweile mehr als die Hälfte geschafft, von Anstrengung noch keine Spur. Wollen wir sowas nochmal machen? Ja klar! Gerne auch weiter, also die Strecke isses ja mal überhaupt nicht. Zumindest diese Einschätzung musste ich dann auf den letzten zwei Kilometern allerdings revidieren, denn auf denen hat mir mein Körper dann langsam recht deutlich mitgeteilt, dass es dann für heute auch wieder gut ist mit der ganzen Bewegung.
Mehr schlecht als recht schleppte ich mich dann also irgendwann als letzter unserer kleinen Gruppe durchs Ziel, bekomm ein Empfangskomitee als wäre ich gerade ´nen verdammten Marathon gerannt und natürlich eine Medaille, die ich auch genauso dringend brauche wie ein Pelzmantel im Sommer.
Aber diese Sichtweise teilen offensichtlich nicht alle, denn der Urkundenausgabestand ist gut besucht.
Doch nach dem Ziel ist vor dem Ziel, denn irgendwie muss man ja jetzt noch zum Parkplatz zurück kommen.
Wie die gleiche Strecke innerhalb eines Tages dreimal so lang werden konnte, erschließt sich mir nicht, aber hin war es definitiv nicht so weit als zurück!
Also, jeder der es mal ausprobieren möchte, 30 KM sind auch untrainiert eine machbare aber fordernde Strecke. Die Stimmung auf so einem Event hat einen ganz eigenen Flow und die sechs Stunden fühlten sich für mich eher wie zwei bis drei an. Am Ende kann ich jetzt behaupten, es war eine Erfahrung, ich bin noch nie so weit an einem einzigen Tag gelaufen und man nimmt sich ja auch nach dem Event noch was mit. Mir tut zum Beispiel immer noch der Arsch weh!
Das ganze nochmal mit Layout und Bilder hats hier:
https://optimit.de/mammutmarsch